kontakt@isolette.de

Überarbeitung DIN 4108-2: Neue Abminderungsfaktoren für integrierten Sonnenschutz

BF, IFT und IBH erarbeiten zusammen neue Anhaltswerte für Abminderungsfaktoren von Sonnenschutzvorrichtungen im Scheibenzwischenraum in Abhängigkeit vom Glaserzeugnis für DIN 4108-2 (sommerlicher Wärmeschutz)

Die aktuellen sommerlichen Verhältnisse und auch die Erfahrungen der letzten Jahre unterstreichen die Notwendigkeit, dem sommerlichen Wärmeschutz im Zusammenhang mit dem weiter voranschreitenden Klimawandel eine erhöhte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) ersetzt die bisherige Energieeisparverordnung und regelt die Einhaltung von Grenzwerten u.a. für den sommerlichen Wärmeschutz. Im §14 wird vorgeschrieben, dass die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz nach DIN 4108-2:2013 eingehalten und hiernach berechnet werden müssen.

Sonnenschutz im Mehrscheiben-Isolierglas (MIG)
Zur Erfüllung dieser Anforderungen stehen neben den außen- und innenliegenden Systemen der Sonnenschutz im Mehrscheiben-Isolierglas (Systeme im SZR) zur Verfügung. Neben den 2 Hauptfunktionen Wärmeschutz und Sonnenschutz, ergeben sich durch die Integration eines Sonnenschutzsystems in eine Isolierglaseinheit zusätzliche positive Effekte der Multifunktion gegenüber den Einzelsystemen:
- Problemloser Einbau in Fenster und Fassaden, zusammengefasst in einem Gewerk
- Keine zusätzlichen Reinigungskosten für das Behangsystem
- Vergleichbare Wirksamkeit gegenüberaußenliegendem Sonnenschutz mit Wärmedämmglas
- Sonnenschutz muss nicht aufgrund zu hoher Windgeschwindigkeiten hochgefahren werden => Sonnenschutz nicht eingeschränkt
- Wartungsfreiheit
- Geschützt gegen Vandalismus
- Erhöhter Schallschutz durch größeren SZR
- Keine lästigen Windgeräusche und Witterungsschäden
- Einfache Integrierbarkeit bei denkmalgeschützten Gebäuden
- Einbindung in Gebäudeautomation
- Lichtlenkung 

210825_Isolette_Spaleck-30_Foto_Christoph_Seelbach_low.jpg

Nachweispflicht des sommerlichen Wärmeschutzes
Die DIN 4108-2 lässt zum Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes zwei unterschiedliche Verfahren zu:
- Thermische Simulation
- Sonneneintragskennwert-Verfahren

Für die Auslegung zur Erfüllung der Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz in frühen Planungsphasen, wenn noch keine konkrete Produktauswahl für Fenster und Sonnenschutz getroffen ist, werden den Berechnungen zur Beschreibung der Leistungsfähigkeit des Systems Fenster + Sonnenschutz meist Anhaltswerte für Abminderungsfaktoren F C zugrunde gelegt. Diese Anhaltswerte werden durch die DIN 4108-2 in tabellarisierter Form (dort Tabelle 7) zur Verfügung gestellt.

Der Gesamtenergiedurchlassgrad des Glases einschließlich Sonnenschutz g tot lässt sich damit nach folgender Gleichung berechnen.
g tot = Fc x g
Dabei ist:
g Gesamtenergiedurchlassgrad des Glases für senkrechten Strahlungseinfall
nach DIN EN 410
Fc Abminderungsfaktor für Sonnenschutzvorrichtungen nach Tabelle 7

Es ist auffällig, dass in der aktuellen DIN 4108-2, Tabelle 7 die „innen liegenden“ und „zwischen den Scheiben liegenden“ Sonnenschutzvorrichtungen zusammengefasst werden und somit gleiche F c -Werte erhalten. Systeme im SZR können jedoch deutlich bessere Eigenschaften aufweisen.

Forschungsprojekt zu Fc-Werten von Sonnenschutz im SZR
Der „Arbeitskreis System im SZR“ des Bundesverband Flachglas hat das Ingenieurbüro Hauser (IBH) sowie das ift Rosenheim mit einem entsprechenden Forschungsprojekt beauftragt, um einen Vorschlag für eigenständige Abminderungsfaktoren Fc für „zwischen den Scheiben liegende“ Sonnenschutzvorrichtungen zu ermitteln. Hierfür wurden verschiedene Glasaufbauten (2-fach und 3-fach Aufbau) mit Folienrollos als auch mit Jalousiesystemen untersucht. Das Forschungsprojekt hat ergeben, dass die Fc-Werte, unabhängig vom Material (Folienrollo oder Jalousie) bei jeder Stellung (teil oder ganz geschlossen) nahe am außenliegenden Sonnenschutz liegen (siehe Tabelle 1, blaue Werte).

DIN4108-2_Tabelle_Abminderungsfaktoren.jpg

Die Fußnote b in der aktuellen Tabelle 7 verweist darauf, dass u.a. für Sonnenschutz im Scheibenzwischenraum eine genaue Ermittlung der Fc -Werte empfohlen wird.

Förderung von Sonnenschutz im MIG
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat klargestellt, dass der Einbau von Fenstern mit Sonnenschutz im Scheibenzwischenraum im Rahmen des normalen Fensteraustauschs vollumfänglich förderfähig ist, wenn die Fenster die entsprechenden technischen Anforderungen des Programms Bundesförderung für effiziente Gebäude erfüllen.

Überarbeitung der DIN 4108-2
Im nächsten Schritt sollen die Ergebnisse des Forschungsprojektes in die aktuell vom Normenausschuss NA 005-56-91 AA "Wärmetransport“ durchgeführte Überarbeitung der DIN 4108-2 einfließen.
Mit einer neuen Ausgabe der DIN 4108-2 wird zu Ende 2022/Beginn 2023 gerechnet.

© Bundesverband Flachglas 2022 / Foto Jalousienisolierglas: Christoph Seelbach